Hexe ist ein sehr altes Wort, das "Magierin", "verbiegen" und "verformen" bedeutet.

 

Einige benutzen dieses Wort nicht für sich, weil sie die Zuverlässigkeit der Wortabstammung bezweifeln und glauben, das Wort stamme vom alt- englischen "die Weise" und habe keine Beziehung zu den oben genannten Wurzeln - was zu dem modernen Wort "wicker" führt.

 

Wie auch immer, dies ist ein gutes Denkmodell für das Selbstverständnis einer modernen Hexe.

Sogar innerhalb der Reihen von Paganisten gibt es Dispute darüber, wie zutreffend diese Worte eigentlich seien. Aber die Mehrheitsmeinung scheint zu sein,  daß die Frage: "Sind Paganisten Hexen?" etwa der Frage "Sind Christen Katholiken?" entsprechen würde.

 

Um die Frage für euch zu beantworten:

Die meisten Hexen sind Paganisten, aber nicht alle Paganisten sind Hexen.

Hexen sind keine Erfindung des finsteren Mittelalters: Es hat sie zu allen Zeiten und überall auf der Welt gegeben und es gibt sie noch heute.

 

Ihnen wurde immer schon nachgesagt, dass sie Macht über Dämonen hatten und mit geheimnisvollen Kräften auf Mensch und Tier, auf Pflanzen und sogar auf Himmel und Erde einwirken konnten.

 

Mit bestimmten Zaubersprüchen beschworen Hexen Unheil oder Heil herauf, bannten böse Geister, brachten in Not und Krankheit Hilfe und Heilung.

 

Bis in unsere Zeit hinein sind Frauen die einzigen, die sich mit Geburtshilfe bestens auskennen: Hebammen haben heute noch einen besonderen Status. Ihr altes Wissen – seit Urzeiten überliefert – ersetzt manchmal in unserer technisch so aufgeklärten Zeit das ärztliche Wissen der Männer!

 

Bis ins 15. Jahrhundert hinein waren die Zaubersprüche und Beschwörungen der weisen Frauen beinahe die einzige Quelle praktischer Medizin.

Nicht viele Männer befassten sich damit: Denn Krankheit galt als “dämonische Besessenheit” – und das einzige offiziell dagegen zulässige Heilmittel war der Exorzismus.

 

Auch in der vorchristlichen Zeit lag die Heilkunst meist in der Hand von Frauen – vor allem in Skandinavien und in Gallien.

Männliche Ärzte waren sogar viel später noch einzig den Reichen vorbehalten. Die Armen – also der weitaus größte Teil der Bevölkerung – gingen zur “Dorfhexe”. Diese Dorfhexe war meist eine weise Frau, die aus der Überlieferung von Generationen nicht nur Heilkünste, sondern auch so manchen magischen Spruch, so manche Zauberkraft ihr eigen nannte.

 

Nicht erst nach dem Untergang der alten, matriarchalischen Religionen wurden Frauen eng in Zusammenhang mit den dunklen Kräften des Mondes gebracht:

Ihr Menstruationszyklus richtet sich ja am uralten Mondkalender aus; sie sind von Natur aus mehr auf das Gefühl und die Intuition ausgerichtet und seit alters her den Urkräfte des Mondes zugewandt.

 

Die Frau als Mutter, aber auch als sexuelle Urkraft, wurde später im Christentum an den Rand der Religion gedrängt. Nur im kleinsten Kreis gaben Frauen alte Überlieferungen, Rezepte und Heilmittel weiter: Sicher mit dem Grund, warum sie den männlichen Priestern des Christentums, aber auch früheren , patriarchalischen Religionen nicht so ganz geheuer waren.

 

Dabei mussten die Hexen von Anfang an nicht magische Kräfte bemühen, wenn sie Helfen wollten. Genaue Beobachtung der Natur, Überlieferungen über die Heilkräfte von Pflanzen und Kräutern, aber auch das Wissen um ihre Gifte reichten völlig aus und machten die Hexen unentbehrlich in jedem Dorf.

 

Dass nach altem Brauch der Mond dabei eine wichtige Rolle spielte, ist klar: Denn die Mondin als Urmutter allen Seins, war auch in christlicher Zeit noch der wichtigste überirdische Helfer der weisen Frauen und ist sie heute noch.

 

Im alten Griechenland war man der festen Überzeugung, dass die gefürchteten Hexen von Thessaloniki ihre Macht vom Mond bezogen. Ein gefürchteter Zauber war “Diabole”: die Verleumdung eines Feindes an den Mond. Man berichtete dem Mond von allen Missetaten des persönlichen Widersachers und flehte dann um Bestrafung. Das soll so gut geklappt haben, dass der römische Kaiser Hadrian seinem Hofmagier Pachrates einen besonders hohen Lohn zahlte.

 

Die Mondmagie hat sich in zwei Richtungen entwickelt:

Zum einen in die Planetenmagie, bei der man mit den Metallen und Steinen des Mondes arbeitet, zum anderen in die festen starren Zeremonien der Magie.

Barbara Tedlock, Anthropologin und zugleich initiierte Schamanin, weist in ihrem Buch die bedeutende Rolle der Frau in der Tradition des Schamanismus nach. Generationen von Gelehrten, die den Schamanismus als ausschliesslich männliche Kunst beschrieben haben, sehen sich jetzt mit zahllosen Fakten konfrontiert, die mehr als nur die Existenz von Schamaninnen belegen können.

Mit ihrer Analyse von archäologischen Funden und noch schlagender mit der Dokumentation zahlloser moderner schamanischer Zeremonien auf der ganzen Welt zeigt Barbara Tedlock jene weiblichen Kräfte auf, die die Frau für den Schamanismus geradezu prädestinieren. Dazu gehören der weibliche Zyklus als Verbindung mit kosmischen Prozessen ebenso wie die weibliche Erotik als Schlüssel zu Trance und Ekstase und die spirituellen Aspekte von Geburt und Geburtshilfe.

Neben ihrem Hauptanliegen vermittelt Barbara Tedlocks Buch einen interessanten Einblick in die schamanische Praxis und zeigt, wie lebendig diese Form der Spiritualität und alternativen Medizin selbst in der Gegenwart der modernen Gesellschaften ist.