Wicca

 

Ursprünge der Wicca

 

Die Ethik der Wicca ist in den 50er Jahren in England entstanden. Das erste Mal wurde das Wort “Wica” als Bezeichnung für eine Religion im Jahr 1954 von Gerald B. Garder benutzt. Die Geschichte von Wicca reicht aber ein wenig weiter in die Vergangenheit und besteht aus einigen Einflüssen, die Gardner zu dem zusammengefügt hat, was heute als British Traditional Wicca oder Gardnerian Wicca bekannt ist.

Hinsichtlich der Struktur im Wicca erkennt man gewisse Einflüsse von anderen Geheimgesellschaften wie beispielsweise den Freimaurern oder Rosenkreuzern. Bereits im Mittelalter entwickelten sich in England in den Handwerksgilden regelmäßige Feste, spezielle Roben und Initiationsrituale für den Eintritt in eine Gilde. Zudem spielte Geheimhaltung dieser jeweiligen Inhalte eine große Rolle. Gerade in traditionellen Coven lassen sich einige Parallelen zu den Freimaurern ziehen: so sind beispielsweise klare Initiationslinien relevant sowie die strikte Befolgung der vorgegebenen Rituale. Auch die Symbolik und Ritualgegenstände weist einige Gemeinsamkeiten auf.

Einen weiteren wichtigen Einfluss auf Wicca hatte die Vorstellung von Magie. Dabei wurde zwischen “Hoher” und “Niederer” Magie unterschieden. Hohe Magie entspricht der klassischen Zeremonialmagie und beinhaltet Elemente wie die Beschwörung eines Kreises, das Anrufen der vier Elemente, die  Kommunikation mit Geistern, Engeln und/oder Dämonen und die Verwendung von Ritualgegenständen. Diese Vorstellung der Magie lässt sich auch unter dem Begriff Okkultismus zusammenfassen, der im 19. und 20. Jahrhundert im Kreis der britischen Elite Mode war. Die Zeremonialmagie versteht Magie als eine Technik und auch wenn heidnische Gottheiten als Archetypen in Ritualen erwähnt werden, so ist der Kontext dennoch kein religiöser.

 

Niedere Magie bezeichnet die Form der Magie, die klassischerweise guten Hexen zugeschrieben wird. Dies beinhaltet beispielsweise die Heilung von Krankheiten bei Menschen und Tieren, das Auffinden verlorener oder gestohlener Gegenstände, das Auflösen oder Abwehren von Flüchen und verschiedene Wahrsage-Techniken. Die Fähigkeit, Magie auszuüben, galt üblicherweise als vererbbar. Diese Hexen (männlich und weiblich) praktizierten grundsätzlich alleine und fanden sich nicht wie Zeremonialmagier in Logen oder Gesellschaften zusammen. Außerdem setzten diese Hexen ihre Magie nicht in einen heidnischen Kontext, sondern nutzten für Heilungen eher christliche Gebete.

Die Vorstellung von Magie im heutigen Wicca bedient sich zwar einiger Elemente aus diesen beiden Magieformen, hat sich aber mit der Zeit zu einem eigenständigen Konzept entwickelt. Beispielsweise wollen Wicca keine Dämonen mit ihren Ritualen beschwören, sondern vielmehr ihre beiden Hauptgottheiten - Gott und Göttin - verehren und sich mit ihnen verbinden.

 

Vor diesem Hintergrund entstand Wicca und viele Vorstellungen und Einflüsse sind bis heute präsent. Begründer der Tradition ist Gerald Gardner. Er legte die Grundsteine für Glaubensvorstellungen und Praxis.

 

 

Der zeremonielle Ablauf sieht bei Sanders allerdings entsprechende Ritualroben vor, während Gardner ein ausgesprochener Nudist war. Er bevorzugte für alle Rituale das sog. Skyclad, das "Himmelskleid", um unschuldig, demütig und offen vor die Götter zu treten. Traditionelle Wicca bevorzugen auch heute – aus vielen guten Gründen – Skyclad bei ihren Ritualen.

Man sagt den alexandrinischen Hexen eine größere spirituelle Offenheit nach. Alex Sanders rief z.B. die Erzengel an, was bei Gardnerian Wicca entsprechenden Unmut auslöste, da sie sich in bester heidnischer Tradition von den hebräisch/christlichen Einflüssen lösen wollten.

So nutzen auch viele alexandrinische Coven beispielsweise das Wissen der hebräischen Kabbala, die beim gardnerischen Zweig überhaupt keine Rolle spielt.

Dies sei gesagt, obwohl das britische Ehepaar Raymond und Rosemary Buckland (gehörten zu den letzten, die von Gardner persönlich in den Kult eingeweiht wurden) 1974 einen nicht sehr bekannten anderen Wicca-Zweig in den U.S.A. gründeten, den sie Seax Wicca nannten und deren Grundlagen in einem Werk zusammengefaßt waren: "The Tree".

Die beiden Begriffe Gardnerian Wicca und Alexandrian Wicca entstanden erst nach Gardners Tod. Die Mischform aus beiden Richtungen, die sowohl Elemente des einen wie des anderen beinhaltet, nennt sich Algard Wicca. Im Prinzip ist die Bezeichnung aber überflüssig. Die jahrzehntelange Auseinandersetzung konnte erst in den 90er Jahren durch die Hexe Vivianne Crowley (nicht verwandt mit A.C.) beigelegt werden, die sich ganz einfach in alle drei Grade beider Strömungen initiieren ließ.

Außerdem etablierte sie die "Pan European Wicca Convention" (PEWC), die seit 1990 jeweils in einem anderen europäischen Land stattfindet und viele TBW sowie die traditionellen Linien der "Hereditary Witchcraft" in einen Kreis zum gemeinsamen Austausch zusammenfaßt.

Die Linien der "Hereditary Witchcraft" umfassen die unzähligen Familientraditionen, in die nur hineingeboren oder hineingeheiratet werden kann. Diese sind hauptsächlich in Schottland, England, Irland, aber auch in Italien zu finden. Bisher von den TBW nicht akzeptiert, sind die aus der "Ecclectic Wicca" stammenden, in Deutschland als "Freifliegende" bezeichneten Hexen, die sich teilweise und aus verschiedenen Gründen selbst initiieren, was von so bedeutenden lebenden Wicca wie Vivianne Crowley für möglich gehalten wird.

Daß dies manchmal ein gefahrvollerer Weg sein wird als im familiären und energetischen Strom der TBW zu schwimmen oder überhaupt einer (auch neuen) initiierenden Linie anzugehören, können die meisten Hexen nachvollziehen. Eine Selbstinitiation kann etliche Katastrophen und viel sog. karmisches Chaos nach sich ziehen (wenn sie von den Göttern angenommen wird!), denn der "Push-Up"-Effekt kann erheblich sein.

Doch betrachtet man auf der anderen Seite den manchmal zweifelhaften Weg von Gardner und Sanders und unzähligen anderen TBW (auch hier in Deutschland), so ist die Legitimation und die Elitemanie, auf der einige der traditionellen Wicca ständig herum reiten, mehr als fragwürdig.

Die magischen Arbeiten und Engagements vieler heutiger TBW sind in keiner Weise machtvoller oder bewegen mehr als das Werk anderer Wicca. Und auch hier gilt meiner Meinung nach der alte Spruch, der älter als die Bibel ist: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!"

Der Begriff "Wicca" wird z.B. in den U.S.A. für jede Hexe verwendet, die sich zu dem Glauben und zu der Arbeitsweise der Alten Religion bekennt, Initiation hin oder her. In einigen Bundesstaaten der U.S.A. ist Wicca offiziell als Religion anerkannt und im Paß eingetragen. Bekannte Vertreter sind etwa die "Church of Wicca" oder der "Circle Sanctuary". Letzterer, unter der Leitung von Selena Fox, kämpfte rund zwei Jahre mit dem Staat Wisconsin um Anerkennung des kirchlichen Status.

Das ausdauernde praktische Tun macht also dort die Qualität und nicht nur "der Schein" (doppeldeutig gemeint) einer Einweihung. Zu erwähnen wären weiterhin die "Dianic Wicca", die aus der Frauenbewegung kommenden und nicht mit Männern zusammen arbeitenden Hexen. Abgesehen von diesem stark feministisch ausgerichteten Zweig des Wicca, dessen Coven keine Männer aufnehmen, sind Männer und Frauen im Kult gleichberechtigt. Dianische Coven haben in den letzten Jahren weitaus mehr Zulauf als andere.