Gedanken und Glaube

Wer sagt denn, dass alles einen Anfang haben muss?

 

Die Behauptung, irgend Etwas das von den Menschen nicht kontrollierbar ist, habe einen Anfang und ein Ende, ist ein Trugschluss und nichts weiter als eine überflüssige Behauptung!

Dieser stammt aus der philosophischen Welt der Menschen, die ihre Lebensdauer mit der Geburt bis zum Tod und in rein biologischen Funktionen beschränken und auf Anderes übertragen.

 

Die keltischen Druiden scheinen mit ihrem von einer totalen Ablehnung des Dualismus gekennzeichneten Denken das einzig bekannte Beispiel jener Zeit zu sein, in dem der Monismus konsequent zu Ende gedacht wurde.

 

Es gibt jedenfalls keinerlei Hinweise, dass sich die Frage nach Ursprung oder übermenschlichen Wesensheiten je gestellt hat.

 

Das Sein als Ist, wurde als das erfasst was auch ist - als etwas Werdendes.

 

Das ist zeitlos und bis heute, im übertragenen Sinne also die moderne keltische Religions-Philosophie.

 

Die keltische Mythologie ist ein Logos ohne abendländische Zusätze.

Aller guten Dinge sind Drei Vorgängig, es geht hier nicht um Zahlenfragen oder gar ein Gegenüberstellen von zwei, drei und vier (die Germanen bezogen zum Beispiel die Drei auf ihr Thing), sondern um den Hintergrund des Einflusses von unbewussten Denkmustern auf das (gesellschaftliche) Verhalten.

 

Damit allerdings die Denkmuster überhaupt erfasst werden können, ist ein grundsätzliches Verständnis der Evolution des menschlichen Bewusstseins Bedingung.

 

Erst seit relativ kurzer Zeit ist bekannt: das menschliche Hirn mit Stammhirn und Zwischenhirn besteht aus drei je für sich abgeschlossenen Entwicklungsstufen, mit Ausnahme der letzten, der Grosshirnrinde, wo der Übergang vom Tier zum Menschen noch nicht vollständig abgeschlossen ist.

 

Wichtig ist besonders die Erkenntnis, im Zwischenhirn, wo entschieden wird was die Sinnesorgane wie wahrnehmen und welches von der Grosshirnrinde überlagert wurde, wird noch immer ein archaisches angeborenes Weltbild des Instinktes aus der damaligen Tierwelt mitvererbt und kann die Gefühle eines Menschen entscheidend mitbestimmen.

 

Die Kenntnis über die biologische Entwicklung der Primaten und die Evolution des menschlichen Bewusstseins muss vorhanden sein. Kurz gefasst hat sich nach einer weit zurück liegenden magischen Zeit der gefühlsbetonten Ahnung, die rationale Zeit des Glaubens entwickelt und heute stehen wir an der Schwelle des realen vierdimensionalen Denkens unter Einbezug des nicht sinnlich Wahrnehmbaren, insbesondere auch von Position und Geschwindigkeit im Raum.

 

In der Glaubensfreiheit unserer Tage sind Elemente aus allen früheren Entwicklungsstufen noch vorhanden, überlagert von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie den persönlichen Beobachtungen.

 

In jedem Kopf ist daher ein unterschiedliches Durcheinander von Teilzusammenhängen präsent. Aus der naturwissenschaftlich erkannten Funktionsweise der drei Hirnteile sind Gefühl, Glauben und Denken verschiedene Ebenen, wirken jedoch im Menschen jetzt vereint als Bewusstsein.

 

Das Bewusstsein zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass alles, was es gibt, einen Namen bekommt und einem Gedankengang zugeordnet wird.

Platt ausgedrückt, ist das duale entweder/oder Denken die Sprache des Computers, welcher auf Maschinenebene lediglich über die 0 und 1 verfügt, um zu funktionieren.

 

Dabei handelt es sich um die effizienteste Denkform.

Der Vorteil und gleichzeitig Nachteil ist, die Struktur des Denkens muss klar vorgegeben sein, zum Beispiel Anfang und Ende.

Eine Division durch 0 produziert auf Maschinenebene einen Programmabsturz, wenn sie nicht vorgängig als Fehler abgefangen wird.

 

Sinngemäss auf den Menschen bezogen ist der Dualismus also innerhalb einer Ideologie die richtige Denkweise, welche aber auf das Ganze bezogen zu kurz greift und ebenso zu einem gedanklichen Absturz führt, wenn die Frömmigkeit (auch die Gläubigkeit der Naturreligiösen notabene) aus irgend welchen Gründen hinfällig wird.

 

Der gedankliche Absturz erfolgt zwangsläufig, weil die ursprüngliche Denkkategorie dem Menschen angeboren, vorgegeben ist im dreiteiligen biologischen Funktionsprinzip der Urzellen: erkennen, unterscheiden, auswählen.

 

Der doppelte Dualismus der heiligen Vier beinhaltet nun lediglich je die Komponenten der Unterscheidung und der Auswahl, das Erkennen wird durch eine übergeordnete Ideologie, vor allem auch Philosophie, nicht korrekte Inhalte von allgemeinen Begriffen etc. verhindert und weitgehend verunmöglicht.

Ein konkretes Beispiel: Die staatliche Seelenverwaltung, welche jetzt einer der Bürgerpflicht untergeordneten Glaubens- und Gewissensfreiheit verpflichtet ist. Die Bürgerpflicht ihrerseits basiert jedoch auf einem der Glaubensfreiheit zustehenden Namen des Allmächtigen, so dass diese Gesellschaft in einer ausweglosen Ohnmacht der sich gegenseitig widersprechenden und negierenden Floskeln gefangen bleibt und, was noch schlimmer ist, auf keine Art und Weise dieses in sich geschlossene Paradox umdeuten oder verlassen könnte ohne gleichzeitig die Basis zu verändern. Im Namen Gottes des Allmächtigen!

Weiter gehend und grundsätzlich die Legitimation, das heisst, auch die Allmacht im Namen des Volkes ändert nichts an der Gewalt zur Durchsetzung.

 

So ist erklärbar, warum sich das falsche Weltbild (Feuer ist kein Element) von Aristoteles mit seinen vier Naturelementen bis in die Neuzeit halten konnte und teilweise noch heute wie abgestorbene Kletten mitgeführt wird.

Auch noch der im 9. Jh. vereinbarte, Scholastik genannte Kompromiss zwischen christlicher Religion und der damals schon über tausend Jahre alten Philosophie von Aristoteles ist nur darum möglich, weil der griechische Patriarch ebenfalls von einem Grundlagenirrtum befangen war: Er hat die zu seiner Zeit seit etwa einhundert Jahren bestehende, auf Leukipp zurückgehende Atomistiklehre von Demokrit wieder verworfen und statt dessen die Welt mit seinen vier Naturelementen Erde, Wasser, Luft und Feuer erklärt.

 

Heute wissen wir, dass Demokrit mit der Vorstellung vom a-tomon Recht hatte und zudem Feuer schon damals kein Naturelement war, sondern Transformation.

Die nur teilweise zutreffende, aber bestechend einfache Idee von Aristoteles hat zusammen mit dem von Ptolemäus stammenden geozentrischen Weltbild (die Sonne kreise um die Erdscheibe) den Glauben der Menschen zwei Jahrtausende lang bis in die Neuzeit beherrscht.

Erst im 17. Jahrhundert hat der französische Naturforscher Pierre Gassendi die Atomlehre von Demokrit wiederbelebt und damit den modernen Wissenschaften zum Durchbruch verholfen, was der fromme Katholik damals nicht wissen konnte, als er die noch junge Philosophie von Descartes widerlegen wollte.

 

Descartes gilt heute als Hauptbegründer der neueren Philosophie. Von ihm stammt das berühmte:

 

Ich (be)denke, also bin ich. Er hat erkannt, dass Körper und Geist zwei verschiedene Ebenen sind, die sich im Menschen nur treffen und dem subjektiven Bewusstsein eine kritische Verarbeitung der Aussenwelteindrücke ermöglichen.

 

Zweihundert Jahre später etabliert sich zusammen mit der Abstammungslehre von Darwin die heute allgemein anerkannte Evolutionstheorie.

Recht hatte Gassendi als Gegner der Scholastik hingegen damit, dass Glauben und Denken nicht in einer Religion vereint werden können, weil Gefühl, Glauben und Denken im Menschen als verschiedene Ebenen angelegt sind und einen persönlichen Zustand der Trinität bewirken, die Seele.

 

Wichtig ist folglich vor allem im universitären Bereich ein dynamisches Weltbild, welches unmittelbar neue Erkenntnisse aufnimmt und weiter vermittelt und zwar bis auf Stufe Volksschule. Was in der Vergangenheit als Lernfähigkeit überbewertet wurde, muss sich zu Gunsten einer Denkfähigkeit verändern.

Mit dynamisch ist nicht bloss das Gegenteil von statisch gemeint, sondern eine um das ausgeschlossene Dritte erweiterte Denkweise auf der Basis des Erkennens einer werdenden Entwicklung.

Die unmittelbare Aufnahme neuer Erkenntnisse funktioniert dabei von selbst, weil sie nicht mehr durch überholte Glaubensinhalte blockiert wird. Dies führt dann vielleicht zu einer korrekten Denkweise, wie sie bereits aus den Bruchstücken der Überlieferung von keltischen Druiden ersichtlich wird:

 

Als heilige Mitte fungiert die individuelle und unsterbliche Seele als Teilnahme am gesamten Gedankengut.

Auf dieser Ebene des Erkennens einer werdenden Entwicklung wird ausnahmslos alles erfasst und wahrgenommen (auch das nicht Wahrnehmbare) und richtig zugeordnet, dabei wird noch nichts dualistisch unterschieden, sondern erst im nächsten Schritt wird die neue Erkenntnis verarbeitet und verschmolzen, mit dem Bisherigen in einem Zusammenhang gebracht, und, wenn nötig, in einem dritten Schritt auch angewendet (dualistisch ausgewählt).

In dieser Denkart liegt der oft grossartig mystifizierte Inhalt einer Lehre der Druiden.

Die war vermutlich so denkbar einfach, dass tatsächlich nichts aufgeschrieben werden musste, weil die wirklich von allen im Kopf behalten werden kann.

Das Rezitieren der damals mündlich überlieferten [Moral der] Geschichte ist dann wieder etwas anderes. In der global vernetzten Information ist der Zugang für alle gewährleistet. Eine falsche Zuordnung ist demzufolge nur individuell und kurzfristig möglich und wäre trotzdem eine riesige Verbesserung angesichts des weltanschaulichen Scherbenhaufens, der in Westeuropa durch den Kulturriss wegen der beiden Weltkriege entstanden ist.

Selbst eine unkorrekte Zuordnung müsste sich bei Einbezug des ausgeschlossenen Dritten mit der nächsten neuen Erkenntnis von selbst korrigieren.

 

Im Glauben ist Beliebigkeit jetzt modern, beim Denken jedoch müssen die gedanklichen Zusammenhänge zutreffend sein, dabei genügt es, wenn keine Widersprüche in den Verknüpfungen bestehen (ich meine: Das ist Widerspruch in sich selbst, ob die persönlichen Gedanken von anderen verstanden werden, spielt dabei überhaupt keine Rolle).